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DAS PRIESTERTUM VON MELCHISEDEK

In der Bibel gibt es vielleicht keine geheimnisvollere Gestalt, als die Person mit Namen Melchisedek. Sie wird in l.Mose 14 erwähnt. Im Verlauf der Geschichte des Christentums gab es unterschiedliche Ansichten über die Identität von Melchisedek. Manche Menschen meinten, dass Melchisedek wahrscheinlich ein anderer Name für den Erzengel Michael ist. Andere glaubten, dass Melchisedek ein anderer Name für Sem, dem Sohn Noahs, ist. Wiederum andere glaubten, dass Melchisedek tatsächlich ein Name für Christus in seinem vorinkarnierten Zustand ist. Und noch andere glaubten, dass Melchisedek eigentlich eine Manifestation des Heiligen Geistes im Alten Testament ist. Gleich zu Anfang will ich euch sagen, dass ich nicht glaube, dass eine von diesen Ansichten richtig ist. Ich glaube, dass Melchisedek eine historische Person war, die auf der Bildfläche erschien und gleich darauf auch schnell wieder von ihr verschwand.

Ich möchte gern mit dem Lesen einer wichtigen Erklärung von Ellen White über Melchisedek beginnen, die am 18. Februar 1890 in »Review and Herold« stand: »Es war Christus, der durch Melchisedek, dem Priester des Höchsten Gottes, sprach. Melchisedek war nicht Christus. Aber er war die Stimme Gottes in der Welt und der Repräsentant des Vaters. Und durch alle Generationen der Vergangenheit hindurch hat Christus gesprochen. Christus hat sein Volk geführt und war das Licht der Welt.« Und so sagt diese Aussage ganz deutlich, dass Melchisedek nicht Christus war. Melchisedek war in Wirklichkeit ein Vertreter von Christus. Und wir wollen uns diesen Stellvertreter Christi betrachten. Diese Geschichte ist in l.Mose 14,18-20 aufgezeichnet. Und wir beginnen mit dem Lesen dieser Verse: »Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Und er war ein Priester Gottes des Höchsten und segnete ihn und sprach: Gesegnet seist du, Ab-ram, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat; und gelobt sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat. Und Abram gab ihm den Zehnten von allem.« Nun, um diese Passage richtig verstehen zu können, müssen wir uns die Geschichte ansehen, die unmittelbar davor geschrieben steht. Ihr erinnert euch sicherlich an die Geschichte, wie Lot und viele Männer aus Sodom von einer Gruppe von Königen aus Kanaan ausgeplündert und als Geiseln verschleppt wurden. Genau genommen war es eine Koalition von Königen, die sich verbündet hatten. Auf jeden Fall hatten sie große Beute gemacht. Als nun Abraham hörte, dass Lot und die Männer von Sodom samt ihren Besitztümern von diesen verbündeten Königen entführt worden waren, trommelte er 318 seiner Knechte zusammen und jagte mit ihnen hinter den Plünderern her. Und obwohl Abraham kein Krieger war, konnte er mit diesen 318 Männern die Könige von Kanaan besiegen, die Geiseln befreien und auch alle geraubten Besitztümer zurückzuerobern.

Es gibt in dieser Geschichte zwei Schlüsselgedanken, die vor der Begebenheit mit Melchisedek kommen. Erstens, es gibt Geiseln und zweitens, es gibt hier Feinde, die Geiseln genommen haben. Das ist nämlich sehr wichtig, um etwas später unsere Geschichte verstehen zu können. Die Feinde kamen also und haben Geiseln genommen; und Abraham besiegte die Feinde und befreite die Geiseln aus ihrer Gefangenschaft. Und als Abraham zurückkehrte, spielte sich die Episode ab, die wir gerade gelesen haben, wo Abraham Melchisedek getroffen hatte.

Es gibt in dieser Passage von l.Mose 14,18-20 einige Dinge, die ich hervorheben möchte. Ihr habt bemerkt, dass Melchisedek plötzlich auf der Bühne erscheint. Vorher ist Melchisedek noch nie erwähnt worden und danach hört man auch nichts mehr von ihm. Plötzlich ist er da, und dann verschwindet er wieder aus der Geschichte. Wir wissen nichts über seine Geburt und auch nichts über seine Abstammung und rein gar nichts über sein Schicksal. Er verschwindet wieder genauso schnell, wie er aufgetaucht ist.

Ein weiteres wichtiges Detail ist, dass Melchisedek der König von Salem war. Wenn wir Psalm 76,1-2 lesen, sehen wir, dass Salem ein anderer Name für Jerusalem war. Das heißt, dass Melchisedek der König von Salem bzw. Jerusalem gewesen ist. Er war aber nicht nur der König von Jerusalem, sondern er wurde auch als Priester des höchsten Gottes ausgewiesen. Und so ist Melchisedek König und auch Priester der Stadt Jerusalem. Das heißt, in seiner Person waren zwei Funktionen vereinigt: die des Königs und die des Priesters. Achtet auch darauf, dass, als Abraham Melchisedek traf, dieser ihm Wein und Brot brachte. Das ist sehr signifikant, dass der Priester Brot und Wein herausgebracht hat. Denn hier wird symbolisch das Abendmahl dargestellt. Und natürlich ist nach dem Hebräerbrief Jesus unser großer Hoherpriester. Und dann wird berichtet, dass Melchisedek Abraham gesegnet hat. Und Abraham hat Melchisedek den Zehnten von der ganzen Beute gegeben, die er nach Sodom zurückgebracht hat. Das alles sind ganz wichtige Details, denn es zeigt, dass Melchisedek größer als Abraham war. Denn derjenige der segnet ist größer als der, der gesegnet wird. Und nicht nur das: derjenige, der den Zehnten erhält, ist größer als der, der den Zehnten gibt. Aufgrund dieser zwei Gründe können wir feststellen, dass Melchisedek eine höher gestellte Persönlichkeit war, als Abraham.

Wenn wir im Alten Testament weitergehen, dann sehen wir, dass Melchisedek in Psalm 110,4 noch einmal erwähnt wird. Lasst euch nicht verwirren, dass ich gesagt habe, dass Melchisedek nach 1. Mose 14 nicht noch einmal in der Schrift erscheint. Und dabei bleibe ich auch. Melchisedek erscheint als Person selbst nicht noch einmal. Es ist also die Rede von dem Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks aber nicht direkt von seiner Person. In Psalm 110,1+4 steht eine sehr interessante messianische Prophetie, die sich auf Melchisedek bezieht. Zunächst einmal Vers 1: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: >Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache<.« In diesem Vers gibt es einige Dinge, die ich hervorheben möchte. Wenn es hier heißt, >der Herr sprach zu meinem Herrn<, dann ist das der erste Hinweis auf des Herrn Bundesname JHWH oder Jehova. Der zweite Hinweis auf den Herrn ist Adonai. Wenn im Hebräischen also steht, dass JHWH bzw. Jehova zu Adonai spricht, dann heißt das in Wirklichkeit, dass Jehova zu Adonai sagt, setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße machen

Es ist besonders wichtig, zu erkennen, dass David hier eine messianische Prophezeiung niederschreibt. Aber David spricht nicht von seinem Sohn Salomo. Er spricht über jemanden, der viel größer als Salomo ist. Das erkennt man daran, dass David in Psalm 110 schrieb, dass der Herr zu seinem Herrn sprach, also zu Davids Herrn. Und wer war Davids Sohn? Salomo. Wenn hier Salomo gemeint wäre, dann würde David ihn auch Salomo nennen und nicht »meinen Herrn<. War Salomo Davids Herr? Nein, er war sein Sohn. Das bedeutet, dass dieser Vers nicht von Davids Sohn Salomo handelt, denn David nennt diese Person seinen Herrn. Und deshalb muss sich auch die Redewendung »zu meinem Herrn« auf jemand anderen beziehen, als auf seinen Sohn Salomo. Und daher ist diese Aussage tatsächlich eine messianische Prophezeiung.

Aber ist in dieser messianischen Prophetie auch die Rede von Königtum und Herrschertum? Ja, denn Jehova sagt zu meinem Adonai - das heißt, David schreibt, »der Herr sagt zu meinem Herrn: setze dich zu meiner Rechten - also auf den Thron Gottes bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache<. Mit anderen Worten, Jehova macht die Feinde Adonais, bzw. im messianischen Sinn die Feinde von Davids Sohn, zum Schemel unter seinen Füßen.

Diese Person ist nicht nur ein König, der mit Jehova auf dem Thron sitzt, denn er sollte sich ja zu seiner Rechten setzen, sondern er ist lt. Psalm 110,4 auch ein Priester: »Der Herr - das ist wieder das Wort JHWH bzw. Jehova -hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks.« Hiernach ist diese messianische Persönlichkeit also König und Priester zugleich. Und sein Priestertum ist nach der Ordnung Melchisedeks.

Wenn wir jetzt weiter in der Schrift fortfahren, dann ist es wichtig in Erinnerung zu behalten, dass der König einen besonderen Sohn hat, der mit ihm auf dem Thron sitzt, bis der Vater ihm alle Feinde unterwirft.

Lesen wir einen anderen Textabschnitt aus dem Alten Testament, der dem in Psalm 110 sehr ähnlich ist. In Sacharia 6,12-13 steht eine weitere Prophetie über den Messias: »So spricht der Herr Zebaoth: Siehe, es ist ein Mann, der heißt >Spross<; denn unter ihm wird's sprossen, und er wird hauen des Herrn Tempel.« Hier unterbrechen wir mal. Wer hatte denn im Alten Testament den Tempel gebaut? Das war Salomo. Aber spricht diese Prophetie tatsächlich von Salomo? Nein, genauso wenig wie in Psalm 110, nur, dass David dort seinen Sohn  Herrn genannt hat. Das bedeutet, dass sein Sohn höhergestellt ist, als er. Und somit kann es hier nicht Salomo, sondern es muss eine messianische Person sein, die der Erbauer des Tempels des Herrn ist. Lesen wir weiter: »Ja, den Tempel des Herrn wird er bauen, und er wird herrlich geschmückt sein und wird sitzen und herrschen auf seinem Thron. Und ein Priester wird sein zu seiner Rechten, und es wird Friede sein zwischen den beiden.« In dieser messianischen Prophetie sind zwei Personen involviert. Beide, der Vater und der Sohn, sitzen auf dem Thron, wobei der Sohn beides ist: König und Priester.

Im Alten Testament gehörte das Königtum dem Stamm Juda. Und die Priesterschaft hatte der Stamm Levi inne. Aber hier gibt es jemanden, der beide Funktionen bzw. Ämter ausübt. Zusammen mit seinem Vater sitzt er als König auf dem Thron, und er fungiert auch als ein Priester nach der Ordnung Melchisedeks. Er ist König und Priester. Er hat beide Funktionen übernommen, die im Alten Testament zwei Stämmen gehörten und hat sie in sich selbst vereinigt.

Die Frage stellt sich nun, wer ist dieser Sohn Davids, der größer als Davids leiblicher Sohn Salomo ist? Wir müssen nicht lange raten, denn in Apostelgeschichte 2,34-36 steht die Antwort, die Petrus am Pfingsttag gegeben hat: »Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern er sagt selbst, >der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache<.« Hier zitiert Petrus aus Psalm 110. Und jetzt lesen wir noch den Rest: »So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.« Demnach ist die Prophetie von Melchisedek in Jesus Christus erfüllt worden, der König und Priester von Israel wurde. Und dabei meine ich nicht das wortwörtliche Volk Israel, sondern das wahre geistliche Volk Israel, das sich dem Retter und Herrn Jesus Christus anschließt. Nun, die größte Entfaltung des Themas über Melchisedek steht im Hebräerbrief Kapitel 7. Wir werden das ganze Kapitel betrachten und sehen, was es uns von Jesus als Nachfolger Melchisedeks bzw. von Jesus als Priester nach der Ordnung Melchisedeks zu sagen hat. Übrigens werden wir hier auch einige weitere Details erfahren, die nicht im ersten Buch Mose stehen. Der Apostel Paulus, von dem ich überzeugt bin, dass er den Hebräerbrief auch geschrieben hat, übernimmt eigentlich die Geschichte von l.Mose 14, aber er fügt noch einige Dinge über Melchisedek hinzu, die dort nicht enthalten sind. Das heißt, er berücksichtigt nicht nur, was das erste Buch Mose sagt, sondern er zieht auch in Betracht, was dort nicht erwähnt ist, worüber es schweigt.

Lasst uns mit den Versen 1-3 beginnen, wo uns eine Einführung zu Melchisedek gegeben wird. »Dieser Melchisedek aber war König von Salem, Priester Gottes des Höchsten; er ging Abraham entgegen, als der vom Sieg über die Könige zurückkam, und segnete ihn; ihm gab Abraham auch den Zehnten von allem. Erstens heißt er übersetzt: König der Gerechtigkeit; dann aber auch: König von Salem, das ist: König des Friedens.« Hier unterbrechen wir mal. Der Name Melchisedek ist aus zwei hebräischen Wörtern zusammengesetzt: aus dem Wort Melech, das König heißt, und aus dem Wort Salach, das Gerechtigkeit bedeutet. Und so bedeutet der Name tatsächlich »König der Gerechtigkeit«. Und nach dem Neuen Testament ist Christus unsere Gerechtigkeit. Des Weiteren erklärt der Apostel Paulus, dass Melchisedek auch der König des Friedens war. Der Schrift nach ist der Schilo, der Friedensspender, Jesus Christus. Er bringt den Frieden. In Vers 3 führt Paulus über Melchisedek etwas an, das nicht in l.Mose 14 steht. Und das hat eine Menge Leute verwirrt. »Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum, und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit.« Das irritiert die Leute insofern, dass sie glauben, dass es sich bei Melchisedek um Jesus oder irgendeine göttliche Person handeln muss. Das ist aber keinesfalls so. Was Paulus damit sagt, ist, dass es über all diese Dinge keine Aufzeichnungen gibt. Weder über seinen Vater, seine Mutter, seine Vorfahren, seine Geburt, noch über sein Alter oder seinen Tod. Der letzte Teil dieses Textes macht es ganz deutlich, dass Melchisedek nicht Christus war: »So gleicht er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit.« Noch einmal: Melchisedek ist nicht der Sohn Gottes, er gleicht ihm aber. Das bedeutet, er ist ein Typus von Christus, er ist ein Repräsentant Christi, er ist eine Darstellung des Dienstes von Jesus Christus. Wenn Paulus also sagt, dass er weder Vater noch Mutter, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens hat, dann heißt das, dass es über all diese Dinge keine Aufzeichnungen gibt.

Davon abgesehen, die Priesterschaft von Aaron, die levitische Priesterschaft, hing von einer gewissenhaften Aufzeichnung ihrer Genealogie ab. Denn man musste ein Angehöriger des Stammes Levi sein, um ein Priester sein zu können. Was Paulus hier erläutert, ist, dass Melchisedek nicht ein Recht auf die Priesterschaft wegen einer bestimmten Abstammung hatte, sondern weil er eine andere Ordnung hatte.

In den Versen 4-10 liegt der Schwerpunkt eigentlich darauf, dass Melchisedek höhergestellt war, als Abraham. Dabei gebe ich euch zu bedenken, dass seine Begründung etwas kompliziert ist. Und deshalb müsst ihr jetzt konzentriert aufpassen. Paulus bedient sich nämlich in dieser Passage einer seltsamen Logik. Vers 4: »Seht aber, wie groß der ist, dem auch Abraham, der Erzvater, den Zehnten gab von der eroberten Beute.« Damit bringt Paulus zum Ausdruck, dass derjenige, der den Zehnten empfängt, größer ist, als der, der ihn gibt. Und weil Abraham Melchisedek den Zehnten gegeben hat, ist er höher anzusehen als Abraham.

Vers 5: »Zwar haben auch die von den Söhnen Levis, die das Priestertum empfangen, nach dem Gesetz das Recht, den Zehnten zu nehmen vom Volk, also von ihren eigenen Brüdern, obwohl auch diese von Abraham abstammen.« Die Leviten erhielten also den Zehnten. Sie stammten von Abraham ab und waren somit seine Nachkommen, obwohl sie erst noch in seinen Lenden waren. Und jetzt argumentiert Paulus wie folgt: Als Abraham Melchisedek den Zehnten gab, und weil die Leviten Abrahams Nachkommen sind, haben also die Leviten dem Melchisedek durch Abraham den Zehnten gegeben. Und das bedeutet, dass die Leviten geringer waren als Melchisedek.

Vers 6: »Der aber, der nicht von ihrem Stamm - von den Leviten - war, der nahm den Zehnten von Abraham und segnete den, der die Verheißungen hatte.« Nicht nur, dass Melchisedek größer als Abraham war, weil er ihm den Zehnten gab, sondern auch deshalb, weil er Abraham gesegnet hat. Und derjenige, der segnet, ist größer als der, der gesegnet wird.

Verse 7-10: »Nun ist aber unwidersprochen, dass das Geringere vom Höheren gesegnet wird. Und hier nehmen den Zehnten sterbliche Menschen [gemeint sind die Leviten], dort aber einer, dem bezeugt wird, dass er lebt. - denn es gibt keine Abstammungsaufzeichnungen von ihm - Und sozusagen ist auch Levi, der doch selbst den Zehnten nimmt, in Abraham mit dem Zehnten belegt worden. Denn er sollte seinem Stammvater ja erst noch geboren werden, als Melchisedek diesem entgegenging.« Versteht ihr diese Logik, die der Apostel Paulus hier anwendet? Er sagt praktisch, dass das Priestertum vom Melchisedek größer war, als das der Leviten. Und das belegt er mit zwei Gründen. 1. Weil die Leviten durch Abraham den Zehnten gegeben haben; und 2. weil Abraham, und damit auch die Leviten, von Melchisedek gesegnet wurde. Und der Gesegnete ist geringer als derjenige, der segnet. Ich hoffe, dass das von jedem richtig verstanden worden ist, denn das ist ein wichtiger Teil der Argumentation Pauli. In den Versen 4-10 betont Paulus, dass Melchisedek höhergestellt war, als Abraham; und dass er auch größer war, als das Priestertum der Leviten. Das ist nämlich grundlegend für die weiteren Betrachtungen.

In den Versen 11-13 gibt Paulus eine weitere Erklärung; Damit Jesus Christus, als Nachkomme von Melchisedek, ein Priester sein kann, musste er das nach einer anderen Ordnung, als die der Leviten sein; denn Jesus war ja nicht vom Stamm der Leviten, sondern vom Stamm Juda. Hatte Jesus das Recht, König zu sein? Ja. Hatte er aber auch das Recht ein Priester nach der Ordnung der Leviten zu sein? Auf keinen Fall, denn er kam aus einem anderen Stamm. Und so musste Jesus eine andere Priesterschaft als die Levitische haben; andernfalls könnte er kein Priester sein.

Hebräer 7,11; »Wäre nun die Vollendung durch das levitische Priestertum gekommen, denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen [hier sind nicht die 10 Gebote gemeint], wozu war es dann noch nötig, einen anderen als Priester mach der Ordnung Melchisedeks< einzusetzen, anstatt einen mach der Ordnung Aarons< zu benennen? Denn wenn das Priestertum verändert wird, dann muss auch ein Gesetz verändert werden.« Wie gesagt, es geht hier nicht um die 10 Gebote, sondern um das Gesetz des Priestertums. Was hat den Priestern im Alten Testament das Recht gegeben, ihr Amt auszuüben? Das hatte absolut nichts mit den 10 Geboten zu tun. Hier ist nicht die Rede davon, dass die 10 Gebote geändert werden müssen. Das Gesetz für die Priesterschaft musste geändert werden.

Ich muss aber noch das Wort »Vollendung« in Vers 11 erklären, das sehr wichtig ist; »Wäre nun die Vollendung durch das levitische Priestertum gekommen...« Damit ist nicht die moralische Vollendung bzw. Perfektion des Charakters gemeint. Wenn im Hebräerbrief die Rede von der Vollendung oder Vollkommenheit die Rede ist, dann ist damit die Erfüllung der Darstellung im Alten Testament gemeint. Ich erkläre mal, was ich meine: Wenn die Israeliten im Alten Testament ein Tier geopfert hatten, hat es dann die Sünden tatsächlich weggenommen? Nein, es war nur die Basis des verheißenen zukünftigen Kommens Christi, dass er die Sünde wegnimmt. Wenn der Priester in das Heiligtum ging und für das Volk Fürbitte einlegte, hatte dann wirklich der Priester Fürsprache getan oder hatte vielmehr Jesus im Alten Testament Fürbitte eingelegt? Es war natürlich Jesus. Aber wir müssen verstehen, dass, bevor Jesus unser Priester werden konnte, er zuerst ein Opfer bringen musste. Und Paulus sagt, wenn die Vollendung durch die levitische Priesterschaft möglich gewesen wäre, dann wäre kein anderes Priestertum notwendig gewesen. Er spricht hier also von keiner moralischen Vollkommenheit bzw. Vollendung, sondern er sagt, dass genau genommen das alttestamentarische System keine Sünde wegnehmen konnte, und auch die Priester im Alten Testament waren nicht das wahre Priestertum. Als Jesus kam, wurde das wahre Opfer dargebracht und das wahre Priestertum Jesu wurde eingesetzt. Noch einmal mit anderen Worten: Das alttestamentarische System war unzureichend. Und alles, auf was das alttestamentarische System hingewiesen hatte, wurde im Neuen Testament in Christus erfüllt und war viel besser geeignet, und hat tatsächlich die Prophezeiungen des Alten Testaments erfüllt.

Verse 12-13: »Denn wenn das Priestertum verändert wird, dann muss auch das Gesetz verändert werden. Denn der, von dem das gesagt wird, der ist von einem anderen Stamm, von dem nie einer am Altar gedient hat.« Und warum musste nun eine Änderung im Gesetz des Priestertums vorgenommen werden? Und warum war es dann zwingend notwendig, das alttestamentarische Gesetz des Priestertums zu ändern, sobald Jesus als Priester kam? Nun, wie bereits erwähnt, konnte Jesus rechtlich kein Priester entsprechend den Leviten sein. Es war nämlich eine sehr schwerwiegende Sache für jemanden, der behauptet ein Priester zu sein, der aber nicht die ordnungsgemäße Abstammung hatte. Er konnte tatsächlich von dem Volk getötet werden, wenn er behauptete, ein Priester zu sein, aber nicht aus dem Stamm Levi war. Und somit hatte Jesus kein Recht Priester nach der Ordnung von Aaron zu sein. Und somit musste die Rechtsnachfolge des Priestertums geändert werden, damit Jesus Priester nach einer anderen Ordnung sein konnte.

In Vers 1 k baut Paulus diesen Gedanken noch weiter aus: »Denn es ist ja offenbar, dass unser Herr aus Juda hervorgegangen ist, zu welchem Stamm Mose nichts gesagt hat vom Priestertum.« Niemals hatte jemand ein Priesteramt aus dem Stamm Juda innegehabt. Keiner aus dem Stamm Juda hatte das Recht das Amt des Priesters einzunehmen. Aber Jesus war doch von diesem Stamm. Und damit Jesus Priester sein konnte, musste das Gesetz des Priestertums, das Recht der Nachfolge nach dem fleischlichen Gebot, geändert werden.

Verse 15-16: »Und noch klarer ist es, wenn, in gleicher Weise wie Melchisedek, ein anderer als Priester eingesetzt wird, der es nicht geworden ist nach dem Gesetz äußerlicher Gebote - das heißt vom Stamm Levi -, sondern nach der Kraft unzerstörbaren Lebens.« Weil es von Melchisedek keine Aufzeichnungen über seinen Anfang und auch nichts von seinem Ende oder seinen Eltern gibt, und so sein Priestertum weitergeht, so ist es auch mit Jesus. Jesus ist ein Priester nach einer anderen Ordnung. Er hat ein Recht auf Priestertum, das nicht im Priestertum von Aaron, dem levitischen Priestertum, inbegriffen ist. Wenn Ihr das Alte Testament betrachtet, dann entdeckt ihr, dass Jesus ein Recht hatte, ein Priester von Melchisedek zu sein. Aber er bekommt eine Beschreibung seiner Aufgaben als Priester von Aaron. Das bedeutet, alles, was Jesus als unser Priester tut, ist vorgebildet durch das Priestertum von Aaron. Wir wissen nicht viel darüber, was Melchisedek in Ausübung seines Priesteramtes getan hat. Aber wir wissen eine Menge darüber, was die Priester bei dem levitischen System getan haben. Und so bekam Jesus eine Beschreibung seiner Aufgaben vom Priestertum der Leviten bzw. vom Priestertum Aarons, während er das Recht auf sein Priestertum vom Priestertum Melchisedeks bekam.

Vers 17: »Denn es wird bezeugt: Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.« Dieses Zitat stammt aus Psalm 110,4. Das ist eine messianische Prophetie und trifft direkt auf Jesus Christus zu, der ein Priester nach der Ordnung Melchisedeks ist. Das verknüpft die Prophezeiung von l.Mose 14 mit Psalm 110. Er kam nicht von Aaron, denn er hatte kein Anrecht auf dieses Priestertum. Und so musste das Gesetz der Priesterschaft geändert werden, und er musste einer anderen Ordnung angehören.

Verse 18-19: »Denn damit wird das frühere Gebot aufgehoben ...« Welches frühere Gebot ist hier gemeint? Ich vermute mal, dass hier vom Sabbatgebot die Rede ist, oder? Wie in alles in der Welt kann man ernsthaft behaupten, dass hier die Rede von den 10 Geboten ist? Und doch benutzt die allgemeine Christenheit diesen Vers gern, um ihre irrige Ansicht zu untermauern. Sie reißen ihn aus dem Zusammenhang und sagen, dass hier das Sabbatgebot annulliert worden ist. Aber hier ist die Rede von dem Priestertum und hat rein gar nichts zu tun mit den 10 Geboten. »... - weil es zu schwach und nutzlos war; - man hatte keinen Nutzen davon, denn Jesus konnte nach dieser Ordnung kein Priester sein - denn das Gesetz konnte nichts zur Vollendung bringen ...« - Was bedeutet das denn, dass das Gesetz nicht zur Vollendung führte? Nun, das Priestertum von Aaron konnte in Wirklichkeit nicht legal die Sünde entfernen. Und es gab den Priestern auch nicht das legale Recht, Israel zu repräsentieren, denn sie waren sündhafte Menschen. Und es war deshalb schwach und nutzlos, weil es nicht zur Vollendung führte. - »... und eingeführt wird eine bessere Hoffnung, durch die wir uns zu Gott nahen.« In dem alttestamentarischen System konnte sich das Volk im Grunde genommen Gott nicht nahen, denn es gab wegen des Priestertums Hindernisse. Aber jetzt haben wir durch Jesus Christus, dem wahren Priester nach der Ordnung Melchisedeks, Zutritt zum Thron Gottes.

Das Priestertum von Aaron wurde aufgrund der Abstammung vererbt. Aber das Priestertum von Melchisedek war von einem göttlichen Eid. So steht es in Hebräer 7,20-24: »Und das geschah nicht ohne Eid. Denn jene [die Leviten] sind ohne Eid Priester geworden [durch ihre Abstammung und nicht durch einen Eid], dieser [Jesus] aber durch den Eid dessen, der zu ihm spricht: >Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit.« Das ist natürlich ein weit größeres Priestertum, das mit einem Eid von Gott Vater Jesus für immer nach der Ordnung Melchisedeks übertragen wurde, als das Priestertum, das aufgrund eines schwachen Abstammungsgesetzes vererbt wurde. Das will der Apostel Paulus damit sagen. Lesen wir weiter ab dem Zitat aus Psalm 110,4: »... Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit. So ist Jesus Bürge eines viel besseren Bundes geworden.« Und warum ist Jesus ein Bürge eines besseren Bundes, als den im Alten Testament geworden? Weil Jesus den levitischen Bund erfüllt hat, und Jesus wurde ein wahrer Priester, der uns vor Gott vertreten kann. Jesus hat das wirkliche Recht unser Fürsprecher zu sein, denn er ist Gott und er ist Mensch, und er ist vollkommen.

Verse 23-24: »Auch sind es viele, die Priester wurden, weil der Tod keinen bleiben ließ; dieser aber hat, weil er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum.« Das levitische Priestertum war ein vergängliches, weil die Priester starben. Sie konnten nicht weitermachen. Aber das Priestertum Jesu ist unveränderlich, beständig und ewig. Wie wir von Melchisedek keine Aufzeichnungen über seinen Ursprung und sein Ende haben, so haben wir auch keine Kenntnis über Jesu Ursprung, und er wird offensichtlich auch kein Ende haben. Was über Melchisedek in einem kleinen Umfang gesagt worden ist, wird über Jesus in einem viel größeren Ausmaß berichtet, denn Jesus ist viel größer als Melchisedek; und Melchisedek wiederum war größer als Abraham und Levi.

Es gibt aber noch einen Grund, warum Jesus größer ist, als das Priestertum Aarons. Nicht nur, weil das Priestertum Melchisedeks durch einen Eid bestand, sondern, weil Jesus ein sündloser Priester ist. Lesen wir das in den Versen 25-28: »So kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.« Jesu Priestertum ist also ewig und unveränderlich. Und so können wir immer zu ihm kommen und wissen, dass er uns vor seinem Vater vertritt. Das kann man nicht über die levitischen Priester sagen, denn die wurden daran durch ihren Tod gehindert; und sie konnten durch ihre Sündhaftigkeit das Gesetz des Priestertums nicht erfüllen.

Vers 26; »Denn einen solchen Hohenpriester mussten wir auch haben, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern geschieden und höher ist als der Himmel.« Das alles unterschied ihn von den levitischen Priestern. Aber was heißt das, von den Sündern geschieden^ Wie kann Jesus uns denn vertreten, wenn er von den Sündern getrennt ist? Ich will eine kleine Illustration geben, damit ihr das verstehen könnt. Wenn du im Treibsand versinken würdest, was wäre dir dann lieber, jemand, der mit einem Seil in der Hand auf festem Boden steht oder einer, der mit dir im Treibsand deine Erfahrung nachempfindet? Ich bin sicher, du wärst froh, wenn es jemanden gibt, der auf festem Boden steht und dir ein Seil zuwerfen würde. Wenn Jesus ein Sünder wie wir gewesen wäre, würde er einen Erlöser brauchen. Er würde ein Opfer und einen Priester brauchen, der ihn vertreten kann. Aber er ist von den Sündern in dem Sinn getrennt, dass er nie eine Sünde begangen hat. Er lebte unter Sündern, er konnte mitfühlen mit den Sündern, er verstand die Sünder, er versteht die Versuchungen, denen wir ausgesetzt sind, aber er hat nie gesündigt. Und so kann er sich mit uns identifizieren; aber er steht auf festem Grund, und er kann uns das Seil zuwerfen und uns aus dem Sündensumpf herausziehen und uns retten.

Vers 27: »Er hat es nicht nötig, wie jene Hohenpriester, täglich zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst opferte.« Die Priester im Alten Testament mussten immer wieder opfern, opfern, opfern. Bei Jesus war das aber nicht so. Alles, was er tun musste, war, sich einmal zu opfern; und das qualifizierte ihn dazu, unser Priester zu werden. Das ist übrigens ganz wichtig für die Leute, die einer bestimmten Kirche angehören, die lehrt, dass Jesus im Gottesdienst jedes Mal aufs Neue geopfert wird. Und Christi Opfer wiederholt sich immer und immer wieder, wenn das Abendmahl durchgeführt wird. Das Hebräerbuch sagt uns ganz klar, dass Jesus ein für alle Mal starb; und auf diese Weise ist er berechtigt, unser Hoherpriester zu sein.

Vers 28: »Denn das Gesetz [für das Priestertum] macht Menschen zu Hohenpriestern, die Schwachheit an sich haben; dies Wort des Eides aber, das erst nach dem Gesetz gesagt worden ist, setzt den Sohn ein, der ewig und vollkommen ist.« Das heißt, aufgrund dessen, was Jesus getan hat, ist er als unser Hoherpriester für alle Ewigkeit ausgewiesen worden. Tröstet uns das nicht, zu wissen, dass wir einen älteren Bruder haben, der als König auf dem Thron sitzt, und dass dieser König uns auch als Priester vertritt? Ich muss gestehen, dass es ein sehr beruhigender Gedanke ist, dass es bei Jesus nicht so ist, wie bei den Leviten und dasselbe Opfer immer wieder dargebracht werden muss, dass er nicht mit Sünde belastet war und selbst ein Opfer und einen Fürsprecher für sich selbst gebraucht hätte; dass sein Priestertum nicht durch den Tod unterbrochen wird, sondern dass er Priester für immer ist und die uneingeschränkte Macht hat, uns vor Gott zu vertreten. Das ist ein wunderbarer Gedanke. Fassen wir zusammen, was wir bis jetzt zusammengetragen haben; Jesus teilt in der Ewigkeit den Thron mit seinem Vater. Wir haben in Sacharia 6,12+13 gelesen, dass beide, Vater und Sohn, auf dem Thron sitzen und Friede zwischen den beiden sein wird. Das bedeutet, dass Jesus in gewissem Sinn König war, und er war auch Priester, zumindest in Bezug auf die Verheißung der Erlösung, die vor aller Ewigkeit für die Ewigkeit gemacht wurde. In gewissem Sinne ist Jesus ein Priester von Ewigkeit her; nicht erst seit seinem Kommen als Opfer und seiner Auferstehung von den Toten, um dann zu Gott zu gehen und uns vor ihm zu vertreten, sondern er ist tatsächlich der ewige Mittler zwischen dem Vater und uns. Jesus war ja derjenige, der uns erschaffen hat. Und so sehen wir, dass Jesus tatsächlich ein König und Priester auf ewig ist. Außerdem haben wir gelesen, dass Jesus durch einen Eid seines Vaters zum Priester wurde. Der wurde zwar in Psalm 110 wiederholt, aber eigentlich wurde er von seinem Vater in der Ewigkeit geleistet. Der Vater hat gesagt, >sollten die Menschen sündigen, dann wirst du das Opfer aber auch der Priester sein, der denen Erlösung bringt, die sündigem. Wir haben festgestellt, dass Jesus zwei Ämter innehat: das Amt des Priesters und das Amt des Königs. Das Opfer Jesu vergibt Sünde tatsächlich ein für alle Mal. Es wird kein weiteres Opfer mehr benötigt. Und weil sein Opfer ein für alle Mal gilt, ist Jesus berechtigt, uns immerdar vor dem Vater zu vertreten, denn er lebt ewig, um für uns Fürsprache einzulegen.

Aber hat Jesus uns auch von unseren Feinden befreit? Denkt an die Ursprungsgeschichte in l.Mose 14. Der Gedanke wird übrigens in Psalm 110 aufgegriffen, wo es heißt, >bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache«. Diese Geschichte in l.Mose 14, wo die Feinde besiegt und die Geiseln befreit wurden, ist nur ein kleines maßstabgetreues Modell. Durch seinen Tod am Kreuz vernichtete Jesus unsere spirituellen Feinde, und er befreite uns aus der spirituellen Geiselhaft der Sünde.

Lesen wir mal, wie das in Lukas 1,68-71 aufgegriffen wurde. In dieser Passage wurde Jesus zum Tempel gebracht und dem Priester vorgestellt. Achtet darauf, welche Worte Zacharias hier spricht: »Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk und bat uns auf gerichtet eine Macht des Heils im Hause seines Dieners David [hier ist die Verbindung zu Psalm 110] - wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten, dass er uns errettete von unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen.« Jesus ist der Erlöser aller unserer Feinde; allerdings nicht in erster Linie unserer leibhaftigen Feinde, sondern die geistigen Feinde: Der Teufel, seine Engel, das Fleisch, die Welt. Außerdem können wir in Lukas 4 lesen, dass Jesus kam, um die Gefangenen zu befreien. Das war zu Beginn seines Wirkens. Und als Jesus in den Himmel auffuhr, hat er gemäß Epheser 4,8 Gefangene gefangen mit sich geführt. So, wie Abraham loszog, die Feinde besiegte und Lot und alle Gefangenen befreite und sie zurückbrachte. Jesus, der Priester nach der Ordnung Melchisedeks hat dies spirituell an seinem Volk erfüllt.

Hebräer 7 stellt klar heraus, dass Jesus ein besonderer Priester ist, denn er ist der Sohn in einem speziellen Sinn, weil er einen sündlosen Charakter hat und weil er durch einen Eid seines Vaters bestätigt wurde. In l.Mose 14 steht, dass der Priester Gottes des Höchsten, nach dem gewonnenen Sieg, Brot und Wein herausgebracht hat. Was glaubt ihr, warum Brot und Wein herausgebracht wurde? Dann frage ich weiter: Welche Gedenkfeier an Jesu Sieg am Kreuz von Golgatha hat er uns hinterlassen? Jesus selbst hat vor seinem Tod in seine Gemeinde eine besondere Zeremonie eingeführt. Es ist das Abendmahl. Paulus führt das in 1. Korinther 11,23-24 mit folgenden Worten an: »In der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach 's und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.« Und danach nahm Jesus den Kelch mit dem unvergorenen Traubensaft. Und dann sagt der Apostel Paulus in Vers 26: »Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.«

Das Herausbringen von Brot und Wein durch Melchisedek ist genau genommen eine Prophezeiung von dem, was Jesus getan hat. Das Brot stellt die Opferung seines Leibes dar; und der Traubensaft stellt das Opfern seines Blutes dar. Beides sind Symbole seiner Erlösung. Es ist eine Vorhersage des Abendmahls. Es ist eine Gedenkfeier an den Sieg Jesu am Kreuz, den Sieg über die spirituellen Feinde; ein Gedenken an den, der die Gefangenen befreite: aus der Gefangenschaft Satans, aus der Gefangenschaft der Welt, aus der Gefangenschaft der Sünde.

Aber die endgültige Erfüllung der Prophezeiung von Psalm 104 steht noch aus. Ich möchte zum Schluss noch 1. Korinther 15,24-28 lesen. Da steht die endgültige Erfüllung von l.Mose 14. Hier drückt sich der Apostel Paulus etwas diffizil aus, deshalb werde ich den Text beim Lesen erklären. »Danach das Ende, wenn er - das ist Jesus - das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er - der Vater - alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. Denn er - das ist Jesus -muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße legt. Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Denn alles hat er - das ist der Vater - unter seine - Jesu - Füße getan. Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der - das ist der Vater - ausgenommen ist, der ihm - Jesus - alles unterworfen hat. Wenn aber alles ihm - dem Sohn - untertan sein wird, wird auch der Sohn selbst untertan sein dem - das ist der Vater der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.« Die endgültige Erfüllung wird im Königreich sein, wo Jesus für immer unser Priester ist. Er wird einer von uns sein. Er wird seine menschliche Natur beibehalten und wir werden mit ihm als unseren Bruder von Angesicht zu Angesicht Gemeinschaft haben, der kam, um uns zu retten und zu erlösen.

Ist das nicht eine wunderbare Botschaft, die Gott uns durch das ganze erste Buch Mose gegeben hat? Er gab uns die Prophetie, die das Kommen unseres großen Hohenpriesters, Jesus Christus, unseren König, vorhersagte, der mit dem Vater auf seinem Thron sitzt. Und die Ehre und die Herrlichkeit gehören dem Vater für immer und ewig.